Methodik zur Beurteilung der Immissionsbelastung durch Formaldehyd
Methodik zur Beurteilung der Immissionsbelastung durch Formaldehyd für die Sonderfallprüfung zur Einhaltung von Formaldehyd-Immissionswerten in der Nähe sächsischer Anlagen
Projektlaufzeit: 05/2020 - 08/2023
Projektziel
Erarbeitung und Test einer Methodik zur Ermittlung und Beurteilung von Formaldehyd-Immissionen im Umfeld von Formaldehyd emittierenden Anlagen einschließlich Praxistest eines neuen Messgeräts für Immissionsmessungen.
Projektergebnisse
- An den beiden Messstandorten (Luv und Lee zur Hauptquelle) auf dem Betriebsgelände eines großen sächsischen Holzverarbeitungsbetriebs konnte aus den Messdaten eine Hintergrundbelastung für Formaldehyd von ca. 3,6 µg/m³ (ca. 3 ppb) ermittelt werden.
- Die Immissionsmessungen der Messpunkte in Luv und Lee ergaben durch Differenzbildung bei geeigneten Wetterlagen in Hauptwindrichtung mittlere anlagenbedingte Zusatzbelastungen auf dem Anlagengelände zwischen 2,5 und 3,1 µg/m³, also etwa in Höhe der ermittelten Hintergrundbelastung.
- Die Gesamt-Immissionsbelastung (Hintergrundbelastung + Zusatzbelastung der Anlage) an den Messpunkten auf dem Betriebsgelände war um rund eine Größenordnung geringer als der Wert von 0,1 mg/m3, den die WHO für Innenräume empfiehlt.
- Unter der Voraussetzung, dass alle Emissionsquellen einbezogen und jeweils eine Vollauslastung der Anlagen angenommen wurde, stimmten die errechneten Werte für die Gesamtzusatzbelastung der Anlage relativ gut überein mit den gemessen Werten. Tatsächlich jedoch wurden während der Messkampagne nur an ca. 1/3 der Tage die Anlagen (nahezu) mit voller Auslastung gefahren.
- Erwartet wurde im Vorfeld der Arbeiten eher eine Überschätzung der Formaldehydbelastung durch die Ausbreitungsmodellierung, weil man davon ausgegangen war, dass das Formaldehyd sehr reaktiv ist und sich möglicherweise auf dem Ausbreitungspfad sehr schnell abbaut. Diese These konnte durch die vorliegenden Untersuchungen nicht bestätigt werden.
- Für die untersuchte Anlage konnte festgestellt werden, dass eine Ausbreitungsmodellierung für alle emittierenden Anlagenteile bei Volllast die gemessenen Gesamtzusatzbelastungen gut wiedergibt. Unter dieser Voraussetzung ist davon auszugehen, dass im Rahmen von Vorhaben die Immissionsbelastung durch Formaldehyd im Umfeld der Anlage relativ gut berechnet werden kann. Trockene und nasse Depositionen sowie Abbauprozesse in der Atmosphäre sollten dabei (und können auch) vernachlässigt werden.
Kontakt
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Referat 52: Anlagenbezogener Immissionsschutz, Lärm
Peter Gamer
Telefon: 0351 2612-5200
E-Mail: Peter.Gamer@smekul.sachsen.de
Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de